Evangelische Kirche dringt auf Untersuchung des Afghanistan-Einsatzes

Es sei aber auch Gutes in Afghanistan geschehen, betonte Dutzmann. „Eine ganze Generation von Afghanen und vor allem Afghaninnen hat die Freiheit geschmeckt und Bildung genossen“, sagte er. Der Satz „Nichts ist gut in Afghanistan“ stimme „selbst heute nicht“, sagte Dutzmann. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hatte diesen Satz 2010 in ihrer Neujahrspredigt formuliert und damit eine kontroverse Debatte ausgelöst.

Im Gottesdienst im Berliner Dom kamen Menschen zu Wort, die selbst in verschiedenen Funktionen in Afghanistan tätig waren, als Militärpfarrerin, Helfer einer zivilen Organisation oder als Krankenschwester im Dienst der Bundeswehr. Quais Nekzai, der sechs Jahre als Übersetzer für die deutschen Truppen in seinem Heimatland Afghanistan gearbeitet hat, forderte weitere Anstrengungen, um sogenannte Ortskräfte wie ihn aus dem Land zu holen. Sie und ihre Familien seien in Lebensgefahr, sagte er.

Zu Wort kam auch Reinhold Robbe (SPD), der bis 2010 Wehrbeauftragter des Bundestags war. Die schwerste Erfahrung in seinem politischen Leben seien die Momente gewesen, in denen er an Särgen von in Afghanistan gestorbenen Soldaten den Angehörigen in die Augen blicken musste, sagte er. Auch er forderte eine Aufarbeitung. Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Einsatzes und politischen Fehlentscheidungen müssten beantwortet werden. „Die Hoffnung der Menschen in Afghanistan nach einer besseren Zukunft endet ebenso wenig wie unsere Verantwortung für dieses geschundene Land und sein beeindruckendes, liebenswürdiges und gastfreundliches Volk“, sagte er.

Die Bundeswehr hatte gemeinsam mit den beteiligten Streitkräften anderer Nationen in diesem Jahr den 20-jährigen Einsatz in Afghanistan beendet. Der Bundeswehr-Abzug erfolgte größtenteils bereits im Frühsommer. Nach dem Rückzug des westlichen Militärs gelang den Taliban erneut die Machtübernahme. Bei einem militärischen Evakuierungseinsatz Ende August gelang es nicht, alle Menschen aus dem Land zu holen, die für die Alliierten gearbeitet oder sich für deren Werte eingesetzt haben. Viele Menschen, denen nun Verfolgung durch die Taliban droht, mussten zurückbleiben. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat eine Aufarbeitung des Einsatzes durch das Parlament versprochen.

Quelle: Evangelische Kirche in Deutschland: Nachrichten ( https://www.ekd.de/rss/editorials.xml)
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