Einfach mal offen reden

Schulseelsorge baut ihr Chat-Angebot aus

Stuttgart.  „Hallo, wie geht es dir?“, „Erzähl doch mal …“. Und dann wird getippt. So läuft das im Seelsorge-Chat für Schülerinnen und Schüler des Pädagogisch-Theologi­schen Zentrums in Stuttgart. Elk-wue.de hat jetzt mit Michael Pohlers gesprochen, der bei der technischen und konzeptionellen Entwicklung mitwirkt. Er sagt: „Wir haben spannende Entdeckungen gemacht und entwickeln das Pilotprojekt ständig weiter.“

Wenke Böhm/elk-wue.de

Warum bieten Sie Seelsorge jetzt per Chat an, was gab den Ausschlag?
Im Rahmen der Schulseelsorge war es uns wichtig, dass jede Schülerin und jeder Schüler einen Ansprech­partner oder eine Ansprech­partnerin auch in Zeiten von Corona und social distancing haben soll. Für jeden und jede sollte es ein offenes Ohr geben – ganz niederschwellig und leicht zugänglich.

Wurde der Chat am Anfang der Corona- Zeit besonders stark genutzt?
Ja, ganz klar. Die Kinder und Jugendlichen waren zu Hause, die Situation war neu, undurchsichtig, angespannt und mit Sicherheit beängs­tigend. Wir haben wahrgenommen, dass mit den zunehmenden Lockerungen die sozialen Systeme, etwa Freundschaften und Peergroups wieder mehr Redebe­darf abgefangen haben. Auch die abnehmende Angst vor dem Unbe­kannten hat zu einer Entspannung geführt. Dabei muss man bedenken, dass im Chat nicht nur coronabe­zogene Themen verhandelt wur­den.

Die Schülerinnen und Schüler können im Chat auch Themen ansprechen, über die sie sich im 1:1-Gespräch nicht zu reden trauen würden.

Michael Pohlers

Niemand weiß, wie sich die Gefährdungslage in Deutschland durch Covid-19 weiter entwickeln wird. Wie soll es weitergehen mit dem Schulseelsorge-Chat?
Aus meiner Sicht haben wir im Zuge des Pilotprojekts einige spannenden Entdeckungen gemacht. Zum einen lebt unser Angebot von der persönlichen Empfehlung. Wenn es dir als Jugendlichem nicht gut geht, dann musst du erst mal wissen, dass es so etwas wie die Online-Seelsorge überhaupt gibt. Wir haben den Vorteil, dass unsere Schulseelsorgende vor Ort, die Religionslehrkräfte sowie Pfarrerinnen und Pfarrer das Vertrauen der Schüler genießen und auf den Chat hinweisen können. Hinzu kommt, dass unsere Chat-Seelsorgenden die Schule und die Problemlagen aus der Innenperspektive kennen. Zudem ist der anonyme Chat niederschwelliger als die Präsenzseelsorge. Die Schülerinnen und Schüler können so auch Themen ansprechen, über die sie sich im 1:1-Gespräch nicht zu reden trauen würden.

Es gibt wohl auch nicht an allen Schulen Schulseelsorger?
Diese Qualität gilt es noch zu entwickeln, aber jetzt macht der Chat es uns möglich, an allen Schulen Seelsorge anzubieten. Ohne Präsenz-Seelsorge funktioniert es aber nicht, weil wir dann unsere erkennbaren Vertrauens-Personen vor Ort verlieren.

Woran arbeiten Sie aktuell?
Wir entwickeln unser Projekt ständig weiter. Gerade sind wir dabei, den Ablauf einer Funktion für asyn­chrone Kommunikation zu testen. Das bedeutet, dass man uns jederzeit schreiben kann, auch wenn wir gerade nicht online sind, und die oder der Seelsorgende kann dann antworten, wenn er/ sie das nächste Mal online ist. Zusätzlich ist es nun möglich, dass die Jugendlichen uns auch aus dem Facebook-Messenger, per SMS oder per WhatsApp schreiben können. Das Entwicklerteam unseres Anbieters stellt fast monat­lich neue Features bereit und wir nähern uns damit sehr stark den Kommunikations­gewohnheiten junger Menschen an. Darin sehe ich einen existenziellen Auftrag von Kirche.  


Der Seelsorge-Chat ist ein Teil des Arbeitsfeldes Schulseelsorge, das von Ulrich Rost, Dozent für Schulseelsorge am Pädagogisch-Theologischen Zentrum, verantwortet wird.


Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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