Hoher Besuch in Bad Boll

Bundestagspräsident, Bischof und Landesvater feiern 75 Jahren Akademie

Bad Boll. 75 Jahre gesellschaftsprägender Diskurs: Die Akademie Bad Boll hat am Wochenende Geburtstag gefeiert – und zahlreiche hochrangige Gäste feierten mit. So gratulierten etwa Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July.

Landesbischof Frank Otfried July (von links) mit Landtagspräsidentin Mutherem Aras, Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Prof. Dr. Jörg Hübner, Geschäftsführender Direktor der Evangelischen Akademie Bad Boll.Giacinto Carlucci

„Die Gründung der Akademie geschah nicht zufällig im Herbst 1945“, machte Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in seiner Ansprache deutlich. Denn nach dem Ende von Krieg und Nationalsozialismus stand die schmerzliche Einsicht, dass auch die Evangelische Kirche Schuld auf sich geladen hatte. Diese Einsicht sei das Fundament der späteren Akademiearbeit, so der Landesbischof.

Für July war und ist der Auftrag der Akademie: „Einmischen, Partei sein, Player auf einem Marktplatz der Debatten. Aber zugleich auch Marktplatz. Dieser Auftrag der Akademie ist eine Anwendung christlicher Freiheit“.

Beitrag zu einer stabilen Grundlage für die Demokratie

Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble würdigte die Arbeit der Akademie: „Die Form des respektvollen Austauschs, wie ihn die kirchlichen Akademien – allen voran die Evangelische Akademie in Bad Boll – von Beginn an praktizierten, trägt zu einer stabilen Grundlage für die Demokratie bei.“

Für uns Deutsche seien Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Frieden selbstverständlich, fuhr er fort. Diese Selbstverständlichkeit habe die Pandemie erschüttert. Verbunden mit seinen Glückwünschen ermutigte der Bundestagspräsident die Akademie zum Weitermachen: „Wir brauchen sie – wahrscheinlich dringender denn je, um in der Kommunikation zusammenzufinden.“

Unverzichtbar für die freiheitliche Gesellschaft

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte die Unverzichtbarkeit von Institutionen wie den kirchlichen Akademien für die freiheitliche Gesellschaft, „weil fairer Dialog, zivilisierter Streit unser Gemeinwesen bereichert und es Institutionen braucht, die dies vorleben“. 

Die evangelische Akademie Bad Boll sei ohne Zweifel ein solcher Ort, so Kretschmann. Hier werde erlebbar, was Ziel allen gesellschaftlichen Zusammenlebens sein müsse: „die Verschiedenheit zu akzeptieren, den Austausch zu suchen, den Kompromiss zu schmieden“.

Lange war diskutiert worden, in welcher Form die Feier unter Corona-Bedingungen stattfinden könnte. Umso erleichterter war Prof. Dr. Jörg Hübner, seit 2013 Direktor der Evangelischen Akademie Bad Boll, bei der Eröffnung vor rund 180 Gästen: „Dass wir heute trotz Corona zusammenkommen können, ist für mich ein wichtiges Zeichen, mit allen Einschränkungen, die damit leider auch einher gehen.“


Die Evangelische Akademie Bad Boll ist die älteste und größte europäische Akademie in kirchlicher Trägerschaft. Am 29. September vor 75 Jahren wurde die Evangelische Akademie Bad Boll mit der ersten Akademietagung, an der 250 „Männer des Rechts und der Wirtschaft“ zusammenkamen, aus der Taufe gehoben. Hinter ihr liegt eine lebendige Geschichte: 1945 Gründung durch Pfarrer Eberhard Müller, intensive Förderung einer demokratischen Gesprächskultur, Behandlung unterschiedlichster Themen, Vorreiterrolle in vielen Bereichen, prominente Gäste wie Theodor Heuss, Rudi Dutschke, Richard von Weizsäcker, Erhard Eppler, Theo Zwanziger, Alice Schwarzer und viele mehr. Und vor ihr liegt der Aufbruch in eine sich immer schneller verändernde Zukunft. Ihre Tradition der gesellschaftsgestaltenden Diskurskultur hebt die Evangelische Akademie Bad Boll mit ihrem Jubiläumsmotto „Im Dialog: Gesellschaft gestalten“ nochmals besonders hervor.

Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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