Weltbürger statt Wutbürger

Man kann über PEGIDA viel sagen beziehungsweise schreiben. Selber mach ich’s hier und heute eher kurz, und zwar so: Nomen est omen – der Name sagt auch in diesem Fall wenn nicht alles, so doch viel. Wobei es nicht darum geht, die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ per se in eine rechte Ecke zu stellen. Vielmehr müssen Ängste von Menschen ernst genommen, Fehlentwicklungen verhindert werden. Und auch gegen eine gesunde Vaterlandsliebe und den berechtigten Stolz auf die eigene Kultur ist gewiss nichts einzuwenden. Wo aber wie bei der PEGIDA-Bewegung mit dem Wort Islamisierung ein Schreckgespenst an die Wand gemalt sowie die Begriffe von Patriotismus und Abendland im Wortsinn „exklusiv“, sprich ausgrenzend verwendet werden, ist mit dem Verständnis Schluss. Anders und etwas banal so ausgedrückt: „Mia san mia“ passt vielleicht zum FC Bayern München, nicht aber in die reale Welt des Jahres 2015. Weil diese Welt, global wie sie nun mal geworden ist, allen gehört. Und darum geht es nicht an, Teile von ihr wie einen Schrebergarten einzuzäunen und am Tor ein Schild mit der Aufschrift „Betreten verboten!“ anzubringen.

Damit es kein Missverständnis gibt: Es wird an dieser Stelle weder das Ende der Politik proklamiert noch dazu eingeladen, dass alle Mühseligen und Beladenen hierher kommen sollen. Aber gerade wer, und das durchaus mit Recht, der Auffassung ist, dass weder Deutschland im Besonderen noch Europa im Allgemeinen sämtliche Probleme dieser Welt innerhalb ihrer eigenen Grenzen lösen können, braucht das Gegenteil von einem Kirchturmhorizont. Nicht im Rückzug auf uns selbst und in der Abschottung liegt der Stein der Weisen, sondern in der Bereitschaft, sich anderen Menschen zuzuwenden und Verantwortung für sie zu übernehmen – am besten vor Ort und, wo es nicht anders geht, hier bei uns. Und vielleicht ist es ja auch das, was der Prophet meint, wenn er sagt: „Mache den Raum deines Zeltes weit und breite aus die Decken deiner Wohnstatt; spare nicht!“ (Jesaja 54,2) Fremdenfeindlichkeit passt dazu jedenfalls nicht. Empathie, nicht Hass sind gefragt – und nicht zuletzt die Bereitschaft zum Teilen und Verzicht.

Langer Rede, kurzer Sinn: PEGIDA hilft nicht weiter. Im Gegenteil: Im neuen Jahr und angesichts der vielen globalen Herausforderungen sind statt Wutbürger Weltbürger gefragt – auch und gerade hier bei uns.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

Quelle: Koch meint… ( http://kochmeint.wordpress.com/feed/)
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