Wenn ein alter Hund bellt

Koch meint…

Am 1. Januar hat das neue Jahr begonnen. Ein paar Tage später bin ich 60 geworden. Zu diesem Anlass haben mich viele Glückwünsche erreicht, unter anderem diese Karte hier: „Happy Birthday! – Lieber Herr Koch, alles Gute zum 70. Geburtstag!“ Seither bin ich fertig mit der Welt. Wenn auch nicht mehr so ganz, seit ich am vergangenen Samstag sie gesehen habe: die schöne BR 58 311. Alles klar? Natürlich nicht! Weil ja nicht jede oder jeder wissen kann, dass sich hinter diesem Kürzel eine Dampflokomotive verbirgt, die einen Sonderzug von woher auch immer nach Münsingen und zurück gezogen hat. Ich hab mich bei ihrem Anblick gefreut wie ein Kind an Weihnachten, und fürs Erste waren die 70 statt 60 vergessen. Fürs Erste.

Dabei wäre ich beinahe gar nicht auf die Schwäbische Alb gefahren. Irgendein Online-Wetterdienst hatte nämlich eine Unwetterwarnung für Münsingen herausgegeben. Und warum? Weil es ein klitzekleines bisschen schneien und auf den Straßen möglicherweise auch etwas glatt werden sollte. Früher hat man dazu Winter gesagt. Heutzutage blinkt ein Unwettersymbol auf. Als wäre das, was Gott am Ende der Sintflutgeschichte angekündigt hat, keine Verheißung, sondern eine Drohung gewesen: „Solange die Erde steht, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22) Wobei Helmut Berger – was ist nur aus „Ludwig II.“ geworden? – nicht der Kälte, sondern der Hitze wegen aus dem Dschungelcamp ausgezogen ist. Nur gut, dass wir davon auf allen Kanälen erfahren haben! Damit 2013 auch in der Hinsicht reichlich verquer beginnen konnte.

Ich selber bin freilich auch verquer gewesen, nämlich am Abend von meinem Geburtstag. Zu dem meine Kinder mir einen neuen Schaukelstuhl geschenkt und ihn klammheimlich gegen den alten ausgetauscht haben. Nur hab ich’s weder gleich noch gleich danach noch in dem Augenblick bemerkt, als ich mich über das neue Möbelstück gebeugt und die Lampe im Eck angeknipst habe. Vermutlich haben sich meine drei köstlich amüsiert. Und insgeheim gedacht: „Vadderle, du wirst alt!“ Also vielleicht doch 70 statt 60? Die Kartenschreiberin stammt übrigens von der politischen Konkurrenz. Ob da der Wunsch der Vater des Gedankens war?

Nun glaub ich ja nicht, dass irgendjemand bis hierher durchgehalten und alles gelesen hat. Falls aber doch, kommt jetzt für sie oder ihn die Moral von der Geschicht’: Es gibt keine. Außer vielleicht der hier: Es mag ja so manches aus den Fugen geraten in dieser unsrer Welt und Zeit und besonders zu Beginn von 2013 – Geburtstage, Wetterberichte, Nachrichten, Helmut Bergers und so –, und trotzdem ist das Leben schön. Solange es Dampflokomotiven der Baureihe 58, Kinder mit neuen Schaukelstühlen und – Andrea Berg gibt. Deren „20 Jahre Show“ ich mir am Abend des Unwetterwarnungstags nicht etwa nur angetan, sondern die ich wirklich genossen habe. Auch und vor allem wegen des vorbildlichen sozialen Engagements, das man einer „Schlagersängerin“ so gar nicht zutraut. Wow und Chapeau, Andrea!

Wobei ich das nächste Mal dann wieder was Seriöses meine werde, wohl wissend, dass was immer ich zukünftig schreibe: Der Makel, aus der Feder eines Grufties geflossen zu sein, haftet ihm ab heute auf jeden Fall an. Aber Achtung und sprichwörtlich gesagt: „Wenn ein alter Hund bellt, sollte man hinsehen!“

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

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