Wenn auch alle Lichter der Welt erlöschen

Koch meint…

Oslo im Sommer – eines von Norwegens vielen freundlichen, lachenden Gesichtern. Jetzt trägt das ganze Land Trauer. Von der Hauptstadt im Süden bis hinauf nach Hammerfest und Kirkenes im Norden steht Entsetzen in diese Gesichter geschrieben, und es fließen Tränen. Weil mehr als neunzig Norwegerinnen und Norweger, junge zumal, einem ebenso brutalen wie sinnlosen Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Das lässt auch hierzulande niemanden unberührt und am wenigsten die, welche die vielen freundlichen Gesichter von Norwegen kennen. Auch ich habe sie kennenlernen dürfen.

Soll man einen Mensch Mensch nennen, der über anderer Menschen Leben und Tod auf diese Weise richtet? „Welcher Berg von Schuld erhebt sich über dem kleinen Worte Leben“, sagt Henrik Ibsen, der norwegische Dramatiker. Und damit ist über den oder möglicherweise die Täter alles gesagt.

Bleibt die Trauer um die Opfer und das Mitgefühl mit denen, die diesen Opfern nahestehen. Die man auch aus der Ferne in den Arm nehmen, ihnen über die Haare streichen und ihnen die Tränen abwischen möchte. Um Platz zu machen für neue Tränen. Weil es für Trost noch viel zu früh ist. Und für noch mehr Worte auch.

Trauer und Schmerz, Schock und Entsetzen, Abscheu und Wut: Die vielen freundlichen Gesichter von Norwegen lachen nicht mehr, und am wenigsten lacht das Gesicht von Oslo. Es wird mehr als nur einen Sommer dauern, bis das Lachen auf diese Gesichter zurückkehrt. Und doch darf man auch jetzt schon Mut machen und Hoffnung wecken. Weil, wie noch einmal Henrik Ibsen schreibt, „wenn auch alle Lichter der Welt erlöschen, der Lichtgedanke lebt: Es gibt einen Gott.“ Und der wischt irgendwann alle Tränen ab – für immer.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?


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