„Christlich motivierte Hilfe‟

Eine Delegation der südamerikanischen La-Plata-Kirche (IERP) besucht derzeit die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers. Die Gäste aus Argentinien, Uruguay und Paraguay interessieren sich insbesondere für die Diakonie in der hannoverschen Kirche, da sie selber in unterschiedlichen diakonischen Projekten der IERP arbeiten: Nicolas Rosenthal ist Leiter der Diakonie in Buenos Aires. Er wird begleitet von Pfarrer Armando Weiss, der sich in Santa Rosa del Monday mit dem Streit zwischen Kleinbauern und Großunternehmen um Anbauflächen beschäftigt. Fabian Dinamarca ist als Sozialarbeiter dabei. Er hat 2010 an einer Studie zur Landfrage indigener Bevölkerungsgruppen teilgenommen. Pfarrer Dario Dorsch setzt sich ebenfalls für die Rechte der Indios ein. Er ist für sie im Bereich Bildung und Medien aktiv. Mirta Uhrig leitet einen Kindergarten in den Outskirts der Stadt Parana, wo Familien oft nicht einmal das Nötigste zum Leben haben. Valeria Redondo ist Mitarbeiterin in einem Kinder- und Jugendprojekt, das sich unter das Motto stellt: „Das Evangelium mit den Armen teilen.“ Kirchliche Identität der Diakonie – diakonische Identität der GemeindeDie La Plata Kirche ist eine diakonische Kirche. Ihr besonderer Platz ist an der Seite der Armen. Und dabei sieht sie sich vor ähnlichen Herausforderungen wie die Kirchen in Deutschland: Wie festigt man die Verbindung zwischen der Gemeinde und dem sozialen und diakonischen Engagement der Kirche“ Wie bleiben Gebet und Hilfe die zwei Hände der einen Kirche“ Wie gewinnt Gemeinde eine diakonische und die Diakonie eine kirchliche Identität“ Im Kontext der starken Präsenz charismatischer und pfingstlicher Kirchen und Gemeinden in Lateinamerika ist es für die IERP ein wichtiges Anliegen, nicht in den Verdacht zu geraten, man wolle mit diakonischer Arbeit, Seelenfängerei betreiben. Spirituelles und geistliches FundamentDie Vertreterinnen und Vertreter aus Lateinamerika betonen, dass sie helfen, weil sie Christen sind. Es gebe keine Bedingungen für diese Hilfe, keine Voraussetzungen oder Auswirkungen für den, der sich hilfesuchend an die IERP wendet. Diakonie dürfe nicht missionarisch instrumentalisiert werden. Dennoch brauche Diakonie ein spirituelles und geistliches Fundament. Dieses einerseits zum Ausdruck zu bringen, andererseits aber nicht manipulativ einzusetzen, sei die dynamische Spannung, in der sich eine Theologie der Diakonie bewegt. Am Donnerstag haben die Gäste eine Jugendwerkstatt Hannover-Vahrenheide besucht, wo sie beeindruckt waren von der erfolgreichen Arbeit von „Pro Beruf“. Hier werden Jugendliche, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, aufgefangen, geschult und gezielt in möglichen späteren Arbeitszusammenhängen eingesetzt. Diese Arbeit ging von einer Initiative der Kirchengemeinde vor Ort aus – ein gelungenes Beispiel der Verbindung von Gemeinde und Diakonie. Würdigung für Elisabeth KäsemannEine weitere Station der Gruppe ist ein Besuch in Gelsenkirchen, wo für Elisabeth Käsemann eine Gedenktafel an der nach ihr benannten Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte enthüllt werden soll. Elisabeth Käsemann, die in Gelsenkirchen als Tochter eines bedeutenden evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts geboren wurde, geriet in Zeiten der argentinischen Militärdiktatur in das Visier des Regimes, im März 1977 wurde sie entführt und im Mai darauf ermordet. Die IERP widmet sich in ihrer Menschenrechtsarbeit unter anderem der Aufklärung dieser und ähnlicher Schicksale, so dass der Besuch in Gelsenkirchen ein besonderer Höhepunkt der Delegation aus Südamerika ist. (Foto: Brot für die Welt/Uwe Becker)
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Evangelische Kirche in Deutschland: Editorials

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