Die kleinen Sünden eines großen Königs

Koch meint…

Er ist, mit Verlaub, ein skrupelloser Machtmensch und va banque spielender Militär, aber auch ein gebildeter Schöngeist und begnadeter Flötist gewesen. Nur mit der Kirche hatte er es nicht so. Trotzdem bin ich ihm ausgerechnet in einer solchen begegnet: Friedrich dem Großen, der am 24. Januar vor genau 300 Jahren geboren wurde.

Wobei von einer Begegnung im wörtlichen Sinn natürlich keine Rede sein kann. Sagen wir’s deshalb besser so: Ich durfte neben dem Preußenkönig einmal eine Trauung halten, und zwar in der evangelischen Kapelle auf der Burg Hohenzollern. Wo der Sarkophag des „Alten Fritz“ bis 1991 gestanden hat. Dabei wollte Friedrich der Große eigentlich neben seinen Hunden unter der Terrasse von Schloss Sanssouci bei Berlin begraben werden. Sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. hat ihm den Gefallen nicht getan. Stattdessen ist die Garnisonskirche in Potsdam – nein, nicht zur endgültigen, sondern zur viertletzten Ruhestätte des Königs geworden. Im Zweiten Weltkrieg nämlich ging’s weiter: erst ein Salzbergwerk in Thüringen, dann die Marburger Elisabethenkirche und schließlich die Burgkapelle von Hohenzollern nahmen nacheinander die sterblichen Überreste von Friedrich dem Großen auf. Ehe nach der Wende sein Wunsch dann doch noch in Erfüllung gegangen ist: Seit Anfang der neunziger Jahre liegt Friedrich II. tatsächlich bei Sanssouci begraben.

Posthum hat der „Alte Fritz“ also doch noch eine Art ungewollter kirchlicher Karriere gemacht. Und ist damit vielleicht für kleine Sünden wie dieser hier bestraft worden. „Der Pfarrer bleibt“, lautete die königliche Antwort an eine Kirchengemeinde, die ihren Geistlichen loswerden wollte, weil er nicht an die Auferstehung glaubte. „Der Pfarrer bleibt! Wenn er am Jüngsten Tag nicht mit aufstehen will, kann er ruhig liegen bleiben.“

Wobei ein anderes Wort von Friedrich dem Großen natürlich sehr viel bekannter ist: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden.“ Was der König deshalb so sagen konnte, weil es ihm tatsächlich gleichgültig gewesen ist, ob jemand wie er selber evangelisch oder katholisch war. Er hat auch dem christlichen Glauben insgesamt keinen Vorrang vor anderen Religionen eingeräumt. Und mit dieser damals ziemlich ungewöhnlichen beziehungsweise „modernen“ Einstellung durchaus auch Recht gehabt. Weil in der Tat kein Staat der Welt seinen Bürgern vorschreiben sollte, was sie zu glauben haben und was nicht. Gleichzeitig hat Friedrich der Große aber auch geirrt. Oder steht das etwa so oder so ähnlich in der Bibel: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“? Ich jedenfalls lese da etwas ganz anderes, nämlich: „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.“ (Lukas 11,28)

Aber sonst ist Friedrich natürlich ein Großer gewesen, vor allem auch ein großer Spötter vor dem Herrn. Was anno dazumal nicht zuletzt der fromme Husarengeneral Hans Joachim von Zieten zu spüren bekam. Der nach einem Besuch des Abendmahls von seinem König so begrüßt worden ist: „Nun, Zieten, hat er den Leib und das Blut Christi auch ordentlich verdaut?“

Happy Birthday, Friedrich von Preußen! Und vielleicht hat Majestät ja wenigstens im Jenseits Ihren Frieden mit den Christenmenschen und der Kirche gemacht. Dann wird Ihr der liebe Gott auch Ihre Sünden vergeben – zumindest die besagten kleinen.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

Die weniger bekannten Worte von Friedrich dem Großen verdanke ich Uwe A. Oster und seinem „Preußen – Geschichte eines Königreiches“.


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