Der Papst geht – Die Ökumene kommt

Koch meint…

Nein, eine Flasche Schampus habe ich nicht geköpft, als Benedikt XVI. am Sonntagabend seinen Deutschlandbesuch beendet hat. Warum denn auch! Etwas anderem dagegen konnte ich nicht widerstehen, nämlich dem Werbeslogan für ein Whiskylabel. Der mir in dem Augenblick einfach so eingefallen ist. Und also habe ich das „Der Tag geht – Johnnie Walker kommt“ gerüttelt und geschüttelt und dann in diese Überschrift gegossen: „Der Papst geht – Die Ökumene kommt“.

Wobei diese Überschrift natürlich erklärungsbedürftig ist. Schließlich hat sie mit den vergangenen Tagen herzlich wenig zu tun. Zwar sind diese Tage nicht zuletzt von einem freundlichen Miteinander katholischer und evangelischer Kirchenvertreter geprägt gewesen. Aber der große ökumenische Durchbruch ist ausgeblieben – Papstvisite in Erfurt, einer Stadt Martin Luthers, hin, brüderliche Umarmung mit dem EKD-Ratsvorsitzenden her. Worin sich auch die meisten der Beteiligten einig sind.

Warum aber soll die Ökumene dann trotzdem kommen? Ganz einfach: weil selbst ein Papst das Miteinander der Konfessionen nicht auf Dauer aufzuhalten vermag. Er kann dieses Miteinander vorsichtig angehen, nicht mehr zugestehen als unbedingt nötig, ab und an die Ökumene auch behindern. Aber dagegen, dass die Welt sich weiterdreht und Menschen in Sachen Glaube und Kirche statt des Trennenden die vielen Gemeinsamkeiten sehen und leben wollen, ist kein Vatikan gewachsen. Wie dies ja auch sonst nicht gerade die Zeit für Paläste ist, aus denen heraus versucht wird, den Strom der Geschichte zu stoppen. In dem man durchaus nicht nur einfach mitschwimmen muss. Aber wer ihn aufzustauen oder gar umzudrehen versucht, übernimmt sich und läuft Gefahr, als zu spät Kommender vom Leben bestraft zu werden.

Ja, die Ökumene kommt, und sie kommt jetzt, wo der Papst aus Deutschland abgereist ist, weiter so, wie sie bisher schon gekommen ist: von unten und sozusagen als Mühe der Ebene. Aber ohne die kleinen Schritte von gelegentlichen gemeinsamen Gottesdiensten über ökumenische Bibelwochen bis hin zu konfessionsübergreifenden Trauungen geht es nun mal auch in Zukunft nicht. Wobei man auf diesem durchaus beschwerlichen Weg auch beglückende Erfahrungen machen kann, unter anderem die einer christlichen Weggemeinschaft, die keine Kirche erster und zweiter Klasse kennt und Augenhöhe schon längst praktiziert. Apropos Augenhöhe: Davon ist mir bei einigen protestantischen Kirchenvertretern vor und während des Papstbesuchs zuviel und fast schon komplexartig die Rede gewesen. Wir sind wir, und was andere von uns denken, kann uns letztlich gleichgültig sein.

„Dieser Besuch war wie ein Doppelpunkt: Danach muss der Satz weitergeschrieben werden.“ So hat Landesbischof Frank Otfried July die Deutschlandvisite von Benedikt XVI. mit ihren erfüllten und unerfüllten Hoffnungen beziehungsweise Erwartungen bilanziert. Ein schönes Bild! Und in der Tat wird der Satz nach dem Doppelpunkt fortgeschrieben werden, vor allem auch in Sachen Ökumene. Ich jedenfalls bleibe dabei, und das ganz ohne Schluck aus der Flasche: „Der Papst geht – Die Ökumene kommt“.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?


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