Wenn du aber Almosen gibst

Koch meint…

Zum Wochenschluss kurz noch dies: Es gibt Menschen, die beschämen einen. Weil sie so viel mehr als man selbst begriffen zu haben scheinen, was es heißt, Christ zu sein. Und die deshalb auch auf ihre ganz eigene Art Nächstenliebe üben können.

Jedenfalls habe ich dieser Tage einen 50-Euro-Schein in meinem Briefkasten gefunden. Der Schein war an einem Faltblatt über Straßenkinder festgemacht. Darauf stand, handschriftlich ergänzt, das hier zu lesen: „Damit können Sie einem Menschen etwas Gutes tun!“ Sonst nichts: kein Name, kein Absender, nichts.

Nichts und gleichzeitig doch ganz viel. Ganz viel Vertrauen zum Beispiel in mich als Pfarrer. Dass ich das Geld auch wirklich dem Zweck zuführen würde, für das es gedacht war. Und dazu eine ganz große Menge Hilfsbereitschaft bei gleichzeitiger Unsicherheit, was genau zu tun ist.

Wahrscheinlich ist es jemand Älteres gewesen, der das Geld in meinen Briefkasten geworfen hat. Jedenfalls legt die Handschrift diese Vermutung nahe. Was dann auch erklären würde, warum er oder sie die 50 Euro nicht selber an ein Hilfswerk überwiesen hat. Zu viel Mühe für jemand, dessen Kopf, Hände und Beine altersbedingt vielleicht nicht mehr so mittun! Dessen Herz aber nach wie vor kraftvoll schlägt für Kinder, die auf und von der Straße leben müssen. Und denen er oder sie immer noch helfen will – wenn’s gar nicht anders geht, halt über einen Mittelsmann, der das persönliche Vertrauen genießt. Ich habe es nicht enttäuscht.

„Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe! Und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“ (Matthäus 6,3f.) Klar, dass mir im Zusammenhang mit dem gerade Erzählten dieser Satz von Jesus einfällt, wie er in der Bergpredigt festgehalten ist! Und mir fällt das Gegenteil davon ein: „Tu Gutes und sprich darüber!“ Was das Grundgesetz von Public Relations ist. Um die es aber nicht geht. Wenn ich hier trotzdem von einem mir unbekannten Menschen berichte, der Gutes gewollt und Gutes getan hat, dann aus einem einfachen Grund: weil dieser besondere Akt der Nächstenliebe so oder so zur Nachahmung dringend empfohlen ist. Was aber nur geht, wenn man davon weiß.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?


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