Rückkehr zur Sittlichkeit

Koch meint…

Also das muss ich jetzt einfach einmal loswerden, auch wenn die eine oder der andere mich deswegen für einen Spießer hält. Aber soll ich nur deshalb, um ja nicht uncool zu erscheinen, meinen Mund halten und verschweigen, dass mir die Rücksichtslosigkeit mancher Zeitgenossen auf den Wecker geht? Nein, meint Koch, und fängt deshalb mit ziemlich starkem Tobak an. Nämlich:

Menschen sind Schweine. Was, wie gesagt, ein hartes Urteil ist und selbstverständlich nicht für alle gilt. Vielleicht ja auch nur für einige wenige. Aber für die auf jeden Fall. Weil es eine Schweinerei und nichts anderes ist, was manche gerade in diesen sommerlichen Frühlingstagen veranstalten. Wenn sie Parkanlagen vermüllen. Im Suff Flaschen auf Gehwegen zerdeppern. In lärmenden Horden durch nächtliche Straßen ziehen. Zur Geisterstunde ein Bad im Rathausbrunnen nehmen. Fahrradabstellplätze als Toilette missbrauchen. Auf Bahnsteige kotzen. Und so weiter und so fort.

Alles maßlose Übertreibung oder pure Einbildung? Mitnichten! Sondern vielmehr durch eigene Anschauung sowie auch objektiv durch Zahlen, Daten und Fakten belegt. Zwei Beispiele müssen genügen: Da, wo ich wohne, hat die Stadt noch vor wenigen Jahren 150 000 Euro pro anno für die Reinigung der Grünanlagen ausgegeben. Jetzt ist es eine halbe Million – Tendenz steigend. Und: Ebenfalls in meiner Heimatstadt hat es bei einer Bürgerversammlung vor einigen Tagen praktisch nur ein Thema gegeben, nämlich die zunehmende Verlärmung und Vermüllung. Die im Übrigen auch noch die bestgemeintesten Projekte konterkarieren. Jedenfalls hätte man sich die unter dem Motto „Stadt am Fluss“ für viel Geld erfolgte Erschließung eines zusätzlichen schönen Platzes am Wasser sparen können. Weil von wummernden Bässen begleitete Trinkgelage weder im Sinne der Erfinder noch vor allem der Anwohner sind. Schon denkt man über ein abendliches Schließen der Anlage nach.

Wobei – das sieht die Ordnungsbehörde so und die Polizei ebenfalls – der Zusammenhang zwischen Alkohol auf der einen und Lärm und Müll auf der anderen Seite unabweisbar ist. Und das nicht nur da, wo ich wohne, sondern überall. Weshalb die Reduzierung der Sperrstunde für Gastronomiebetriebe ein Fehler war. Weshalb die laxen Kontrollen beim Verkauf von Bier, Wein und jede Menge hartem Zeugs an Jugendliche kein Kavaliersdelikt sind. Und weshalb die Kommunen in ihrer Verzweiflung zwischen Alkoholverboten auf Schulhöfen und Plätzen, privaten Sicherheitsdiensten, ehrenamtlichen „Nachtwanderern“ und Präventionsprojekten hin- und herlavieren, ohne die Sache wirklich in den Griff zu kriegen.

Wie denn auch, solange das hier angeprangerte Verhalten als chic gilt, der Komasuff auf Facebook als Heldentat gepostet wird und einschreitende Ordnungskräfte als Assis der Nation behandelt werden! Andersherum wird ein Schuh daraus: Erst wenn Rücksichtslosigkeit in welcher Form auch immer gesellschaftlich geächtet ist und Grenzüberschreitungen nachhaltig geahndet werden, gibt es eine echte Chance auf eine Lösung des Problems. Die Polizeiinitiative „Gelbe Karte“ gefällt mir dabei besonders gut: Jugendlichen, die schlimm über die Strenge schlagen, die Verweigerung des Führerscheins anzudrohen, könnte wirklich wirksam sein.

Womit ich dies alles nun tatsächlich einmal losgeworden bin. Und auch hier die Bibel als sehr lebensnahes Buch erlebe. Jedenfalls kommt einem die aus ihr abgeleitete so genannte „Goldene Regel“ in diesem Zusammenhang fast zwangsläufig in den Sinn: „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem andern zu!“ Oder wer’s lieber philosophisch mag: Wir müssen das für unsere Gesellschaft zurückgewinnen, was man die Sittlichkeit nennt – Hegel reloaded sozusagen. Oder nochmals anders ausgedrückt: „So etwas tut man nicht!“ klingt wie ein Satz aus der Mottenkiste. Gerade da aber gehört er nicht hin. Weil es ohne dieses „So etwas tut man nicht!“ nun mal nicht geht – übrigens nicht nur in Sachen Alkohol, Lärm und Müll.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?


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