Psalm 139

Liebe Gemeinde, liebe Jungen und Mädchen, liebe Jugendlichen,

wer bin ich? Wer bin ich in Wirklichkeit? Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?

Manchmal bin ich fröhlich und gutgelaunt; ich mache Späße mit anderen und lache mit meinen Freunden. Viele Freunde habe ich nicht. Doch einen oder zwei, die sind mir wichtig. Mit denen kann ich über alles reden. Die kennen mich schon lange und wissen, wie es mir geht. Wenn mich jemand ganz gut kennt, dann bedeutet das nicht nur, daß diese Person alles über mich weiß (z.B. wann ich Geburtstag habe oder welches mein Lieblingsessen ist), sondern das bedeutet, daß diese Person mich und meine Träume und Probleme versteht.

Aber manchmal wenn ich alleine bin, habe ich Sehnsucht nach anderen Menschen. Dann fühle ich mich wie ein Vogel im Käfig – der sich nach Farben und Blumen sehnt, der nach guten Worten dürstet und nach menschlicher Nähe.

Wenn ich Streit mit meinen Freunden habe und sie mich auslachen oder verspotten, dann stelle ich mir auf einmal vor, daß es niemanden auf der Welt gibt, der mich und meine Probleme versteht.

Manchmal weiß ich selbst nicht, wer ich bin. Dann verstehe ich meine Gedanken und Gefühle selbst nicht. Ich frage mich: Warum bin ich so? So will ich doch gar nicht sein. Gibt es keinen, der mich wirklich so sieht und kennt, wie ich bin?

In der Bibel erzählt ein Mensch davon, daß er jemanden weiß, der ihn ganz und gar kennt. Könnt ihr euch vorstellen, daß es jemanden gibt, der alle euere Gedanken und Träume kennt; der weiß, was ihr denkt und fühlt; der euch in- und auswendig kennt? Ich lese euch vor, was der Mensch in der Bibel von Gott erzählt.

Herr, du kennst mich und hast mich lieb.

Ob ich sitze oder aufstehe, du weißt es; du kennst alle meine Gedanken.Wenn ich auf der Straße gehe oder in meinem Bett liege, du bist immer um mich und siehst alle meine Wege.

Herr, du kennst mich und hast mich lieb.

Jedes Wort, das ich spreche, hörst du, Herr. Wenn ich über den Wolken im Flugzeug sitzen oder mit einer Rakete zum Mars fliegen würde, wärst du auch da.

Herr, du kennst mich und hast mich lieb.

Sogar die toten Menschen, die auf dem Friedhof unter der Erde liegen, sind nicht von dir getrennt; du hast sie in deiner Hand

Herr, du kennst mich und hast mich lieb.

Wäre ich ganz weit weg im Osten der Erde wo das Morgenrot aufsteigt, oder bliebe ich ganz weit weg im Westen, wo die Sonne im Meer versinkt, dann würde auch da deine Hand mich führen und deine Liebe mich schützen.

Herr, du kennst mich und hast mich lieb.

Wenn es manchmal ganz dunkel ist und ich nicht die eigene Hand vor Augen sehe, wenn mich niemand sehen kann und ich in meinem Zimmer allein bin; du siehst mich doch; deine Augen sehen auch in der Dunkelheit.

Herr, du kennst mich und hast mich lieb.

Ich danke dir, daß ich lebe und Mensch bin. Ich freue mich, daß du mir nah bist und mich kennst. Liebe Gemeinde, liebe Jungen und Mädchen, liebe Jugendlichen, Gott kennt jeden von uns ganz genau. Er hat uns gemacht, wie wir sind. Er kennt uns besser als wir uns selbst kennen. Gott weiß, was wir benötigen, was wir aushalten können und wo wir besondere Fähigkeiten haben. Er ist wie ein Vater und eine Mutter zu uns, wie ein Freund.

Vielleicht denkt jemand: Ich bin nicht wichtig. Ich habe keine Freunde. Alle sehen nur auf mich herunter. Sie verstehen mich nicht. Ich schreibe nicht so gute Noten, spiele nicht so gut Fußball, habe nicht so schöne Kleider und nicht soviel Geld wie sie. In ihren Augen bin ich gar nichts.

Wenn du so denkst – dann hör hin, was Gott zu dir sagt: „Ich kenne dich und ich habe dich lieb! Du bist mir wichtig, deshalb will ich dir immer nahe sein, wo du auch bist. Wenn deine Freunde dich verlassen, ich bleibe bei dir. Wenn du davonläufst vor deinen Problemen, ich laufe dir hinterher. Wenn du fliehst vor den Menschen, ich bin bei dir und will dir helfen.“

Vielleicht denkt jemand: Ich bin der Größte, ich bin besser als alle anderen. Ich bin gebildeter, sportlicher, reicher, einfach besser. Die anderen sind in meinen Augen nicht viel wert.

Wenn du so denkst – dann hör hin, was Gott zu dir sagt: „Ich kenne dich und ich habe dich lieb! Deshalb ist es mir wichtig, was aus dir wird. Du sollst nicht kaputtgehen an deinem krankhaften Ehrgeiz. Denn ich kenne deine Ängste und deine Schwächen so gut wie deine Stärken. Du brauchst dich nicht dauernd in den Mittelpunkt zu stellen. Ich stehe zu dir, so wie du bist, denn ich habe dich geschaffen!“

Darauf können wir uns verlassen: Gott will in jeder Situation bei uns sein: in der Schule, am Arbeitsplatz, zuhause, auf der Straße, bei Freunden und bei den Menschen, die mich nicht leiden können. Für sie und für uns alle gilt: „Ich bin in Gottes Hand geborgen. Er kennt mich und er hat mich lieb.“ Weil wir das wissen, deshalb können wir uns auch immer und überall an ihn wenden. Wir dürfen zu ihm reden, wie der Beter des 139. Psalms. An jedem Ort dieser Welt. Zu jeder Zeit. Gott hat immer Sprechstunde. Wir müssen Gott nicht erst durch lautes Schreien auf uns aufmerksam machen. Er hört uns auch, wenn wir ganz leise mit ihm reden. Versucht es doch einmal – macht die Probe aufs Exempel und redet mit Gott – nicht nur am Sonntag morgen im Gottesdienst. Er wird hören. Er ist da, er kennt mich. Er weiß, wer ich bin und was ich brauche.

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott – Wer ich auch bin, Du kennst mich, dein bin ich, Gott!

Amen.

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